Bundeskongress Notfallseelsorge und Krisenintervention in Hannover

Von „Resilienzsteigerung als Prävention in der Feuerwehr“ und „PSNV in einer Großschadenslage“

Wie können Einsatzkräfte mit psychischen Belastungen umgehen, diese verarbeiten und auch mit extremen Bildern aus Einsätzen zurechtkommen? Diese und ähnliche Fragestellungen beschäftigten die etwa 550 Notfallseelsorger und Kriseninterventionsteams aus ganz Deutschland beim diesjährigen Bundeskongress in Hannover.

Roland Eckinger und ich waren zu dieser dreitägigen Veranstaltung angereist, um in Vorträgen, Workshops und dem direkten Austausch mit anderen PSNV-Kräften auf dem neuesten Stand der Entwicklung in der Krisenintervention zu bleiben. Nach der Eröffnung des Kongresses durch den Vizepräsident im Landeskirchenamt, Arend de Vries, Weihbischof Heinz-Günter Bongartz, Generalvikar im Bistum Hildesheim und dem Schirmherr der Tagung, dem Niedersächsischen Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, folgte ein spannender und fachlich hervorragend präsentierter Vortrag über „Akuttrauma und die Folgen- vom Überleben zurück ins Leben“ von Lutz Ulrich Besser, Leiter des Zentrums für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen.

Unter den 28 Workshops, wählten Roland und ich die feuerwehrspezifischen Themen „Resilienzsteigerung als Präventionsmaßnahme in Freiwilligen Feuerwehren“ und „Die PSNV in einer Führungs- und Organisationsstruktur- Abwicklung einer Großschadenslage“

Resilienz ist der Fachbegriff für psychische Widerstandsfähigkeit. Angehörige von Rettungsdiensten und Feuerwehren gehören zu den Berufsgruppen, welche das höchste Risiko für Belastungsstörungen tragen. Die Belastungen im Einsatz und die Bilder von toten, sterbenden und verstümmelten Menschen müssen von der Psyche verarbeitet werden. Aufklärung über die Symptome, die psychischen Wirkmechanismen und Bewältigungsstrategien helfen bei der Verarbeitung des Erlebten.

In den Ausbildungsmodulen der Feuerwehren sind Lehreinheiten über „Physische und psychische Belastungen“ eingeplant und werden auch durchgeführt. Der Apell geht aber auch in die Richtung, dass nicht nur die Kameraden welche jetzt ausgebildet werden geschult sein sollten, sondern alle aktiven Feuerwehrleute.

Der für uns spannendste und lehrreichste Workshop erwartete uns aber bei der Feuerwehr Hannover. In einer MANV-Lage lernten wir, wie wir als Fachberater Seelsorge in die Organisation und Struktur in einem Führungsstab eingebunden, die strategischen Planungen mitgestalten können.

Die Übung baute auf dem Szenario auf, dass ein Bus mit einem Nahverkehrszug zusammengeprallt wäre. Nun galt es in Abstimmung mit den Kräften vor Ort, alle erforderlichen Maßnahmen unter Gesichtspunkten der psychosozialen Notfallversorgung zu planen und zu koordinieren. Von der Beschaffung von geeigneten Räumlichkeiten zur Betreuung der eingesetzten Rettungskräften, über die Begleitung der unverletzt Überlebenden, bis zur Überbringung der Todesnachrichten an Hinterbliebene, musste an alles gedacht und mit der Technischen Einsatzleitung und dem Führungsstab abgestimmt werden.

Dieses Training brachte nicht nur uns, sondern auch den Kameraden von der Feuerwehr Hannover, neue Perspektiven und Erkenntnisse aus der Sicht des jeweils anderen.

Am Abend des zweiten Kongresstages waren die Teilnehmer zum „Festlichen Empfang der Kirchen“ eingeladen. Mit Klaviermusik und Gesang untermalt, kredenzten die Gastgeber nach den Festreden ein vorzügliches Mahl. In dieser feierlichen und entspannten Stimmung, ergaben sich viele Möglichkeiten zum Gedankenaustausch und kennenlernen von Teams aus ganz Deutschland.

Nach dem geistlichen Tagesimpuls am Samstag und einem Vortrag über „Risiko- und Schutzfaktoren zur Vorhersage psychischer Beeinträchtigungen bei Feuerwehrleuten und Rettungskräften“, traten Ecki und ich den Heimweg an. Wieder einmal hat sich der Bundeskongress als eine der fachlich professionellsten und lehrreichsten Veranstaltung auf diesem Gebiet herausgestellt.

Die Erkenntnisse aus der Tagung werden wir nach Kräften zum Wohle der Betroffenen und unserer Kameraden aus der Feuerwehr einsetzen.

Heinz Gutgsell
Feuerwehrseelsorger Bad Krozingen

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