Heute, damals … (Teil 3)

Nach den bisher erschienenen Folgen unserer kleinen Krozinger Feuerwehrgeschichte sind wir inzwischen mitten im Jahr 1952 gelandet.

Material, Material und. nochmals Material wird benötigt! Unter dem damals amtierenden Kommandanten Emil Mutterer wird noch in diesem Jahr ein Löschgruppenfahrzeug 15 mit Tragkraftspritze (unter den älteren unserer noch lebenden Kameraden geradezu legendär) bestellt, das am 05.07.1953 übernommen werden kann.
Auf höchstem Ausbildungsniveau konnte sich – so die Chronik – die Bad Krozinger Feuerwehr bei einem Einsatz in Hausen im Jahr 1956 präsentieren. Unter Willi Heckle (1953-1955), Karl Eberle (1955-1962) und unter dem dann (1962-1987) für fünfundzwanzig Jahre (!!) amtierenden Kommandanten Ernst Roeder wurden, um die damals noch eher seltenen Einsätze zu kompensieren bis 1964 jährlich 12 – 14 Proben abgehalten. Ergebnis: Von 1963 bis 1965 konnten sich Gruppen unserer Wehr bei Leistungswettkämpfen auf jeweils allerhöchstem Niveau präsentieren und sich die bronzenen, silbernen und goldenen Leistungsabzeichen mit Stolz an die Brust heften lassen.

1963: Ein sehr besonderes Jahr für die Bad Krozinger Feuerwehr! Das „Brandstifterjahr“ eröffnete am 17.03.63 und hielt bis zum 21.04. desselben Jahres unsere Kameraden in Atem. Und der Grund? Fast schon etwas peinlich für den Chronisten es zugeben zu müssen: Für vier Brände in landwirtschaftlichen Gebäuden, bei denen in drei Fällen sogar ein ganz erheblicher Sachschaden entstand, zeichnete sich ein damals 18-jähriger junger Mann – ausgerechnet auch noch seit einiger Zeit Mitglied der Wehr – verantwortlich, dem man im Nachhinein als Motiv nur krankhafte Geltungssucht attestieren konnte. In Bad Krozingen im Haus seines Lehrherrn wohnend, hatte er sich jeweils mitten in der Nacht aus seinem Zimmer geschlichen, die Brände gelegt und dann seelenruhig und wach wieder in seinem Bett auf das Ertönen der Feuersirene gewartet. So war er natürlich immer als einer der Ersten an der Einsatzstelle, um sich dann in der Brandbekämpfung auszuzeichnen.

Es dauerte, „geheime“ Nachtstreifen von Feuerwehr und Polizei waren, da der Täter ja im Vorhinein wohlinformiert war, bis auf einen Fall (in dem die Streife und zur Frühmesse gehende Nichtfeuerwehrangehörige hatten den Entstehungsbrand gerade noch rechtzeitig bemerkt) völlig ergebnislos geblieben. Bis ganz knapp vor Ende der kriminalpolizeilichen Verhöre stetig leugnend, konnte der Täter dann doch nach einigen Wochen „dingfest“ gemacht und seiner gerechten Bestrafung zugeführt werden. Dem Protokoll zufolge, und – nebenbei gesagt auch der Erinnerung ihres damals 8 Jahre alten Chronisten – hatte sich bei der unheimlichen Abfolge dieser Brandstiftungen eine erhebliche Verunsicherung in der hiesigen Bevölkerung breitgemacht.

Ernst Roeder (s.o.) war es vergönnt, den minutiös vorbereiteten Festlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Bad Krozinger Feuerwehr vorzustehen. Für drei Tage, vom 27.08.65 bis einschließlich dem 30. 08.65 rollte ein wahrhaft beeindruckendes Programm ab, mit Festumzug, Kinderfest und Festbankett. Anlässlich dieses Bankettes wurde auch die noch heute „im Einsatz“ befindliche Fahne der Feuerwehr Bad Krozingens übergeben, welche folglich in unserem diesjährigen Jubiläumsjahr nun selbst das „50-jährige“ begehen kann. Eine erste Festschrift wurde unter Mitwirkung eines damals sehr bekannten Ortschronisten (für die älteren unserer Leser: Hermann Fauler) erstellt und veröffentlicht. Allerdings hatte sich schon vor diesem ersten großen Jubiläumsjahr herausgestellt, dass das alte “im Grün“ gelegene Gerätehaus den Ansprüchen einer sich immer weiter entwickelnden Wehr längst nicht mehr genügte (1965-1970 7 Einsätze und ca. 24 Proben im Jahr).

Seit 1995: Gerätehaus im „Unteren Stollen“

Seit 1995: Gerätehaus im „Unteren Stollen“

Einweihung 1970: Gerätehaus in der Hofstraße

Einweihung 1970: Gerätehaus in der Hofstraße

Ein Neuanfang war angesagt und so konnte am 15.05.1970 das, für damalige Verhältnisse vorbildlich ausgestattete, Gerätehaus in der Hofstraße bezogen werden. Exorbitant anwachsende Aufgaben (bspw. Technische Hilfeleistung, dazu der heute sogenannte „ABC-Einsatz“) erzwingen in den Folgejahren einen Ausbau um 4 Fahrzeugboxen. Gleichzeitig gilt es zwischen dem Jahr 1971 und 1974, die Wehren der im Rahmen der Gebietsreform zu Bad Krozingen stoßenden Ortschaften Biengen, Schlatt, Tunsel und Hausen als Abteilungswehren in die hiesige Feuerwehr zu integrieren. Glaubt man dem Protokollbuch („Hier wurde im kleinen Rahmen demonstriert, wie unproblematisch ein Zusammenschluss sein kann“), so erfolgte die Zusammenarbeit von vorneherein auf absolut freundschaftlicher Basis. Gleichzeitig steigt die Zahl der „scharfen Einsätze“ von 1970 bis 1980 von 13 auf 69 im Jahr an. Die „klassischen“ Einsatzfelder Brandbekämpfung, Sturm und Hochwasser treten immer mehr in den Hintergrund und im Jahr 1983 wird ein vorläufiger Höhepunkt mit 188 Einsätzen einer „freiwilligen“ Feuerwehr pro Jahr erreicht. Problematisch hierbei: Die Stärke der so genannten Tagbereitschaft“: 1988 nennt das Protokoll nur 7 von eigentlich benötigten 30 Feuerwehrangehörigen. Und so, unter diesen äußeren Umständen, konnte im Jahr 1990 das einhundertfünfundzwanzigjährige Jubiläum ihrer Feuerwehr begangen werden.

Ihr
Gerhard Herzog
Hauptlöschmeister

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