Hitze im Auto – lebensgefährlich für Kinder

Hitzewelle – für Kinder kann das schneller lebensgefährlich werden, als viele Eltern ahnen. Werden die Kleinen im Auto gelassen, kann schon nach wenigen Minuten der Hitzetod drohen.
Die Sommerhitze ist da. Leider gibt es jedes Jahr wieder neue Fälle, in denen Kinder bei sommerlichen Temperaturen im Auto gelassen wurden. In Meschede fiel der Mutter eines dreijährigen Kindes die Autotür zu, der Wagen verriegelt sich selbst, die Mutter rief den Rettungsdienst und die Polizei, die Autoscheibe wurde eingeschlagen um das mittlerweile bewusstlose Kind zu befreien. Es hatte zwar einen Sonnenstich, überlebte aber. Auch die Kinder einer Mutter in Hennef im Rhein-Sieg-Kreis hatten Glück. Bei 32 Grad hatte die Mutter ihre zwei und fünf Jahre alten Kinder zwanzig Minuten im Auto gelassen, sie schliefen. Ein Zeuge alarmierte die Polizei, die Situation hätte sehr schnell lebensbedrohlich werden können.

Schon nach kürzester Zeit droht im heißen Auto Lebensgefahr
Vor allem, wenn Kinder eingeschlafen sind und es nur eine kleine Besorgung ist, beschließen Eltern, den Nachwuchs eben kurz im Auto zu lassen. Gerade im Sommer kann das schlimmste Folgen haben: In den USA sterben so jährlich etwa 40 Kinder. Ein Grund für den Wissenschaftler Dr. Andrew Grundstein, die Hitzebildung im geschlossenen Auto näher zu untersuchen (Dr. Andrew Grundstein, University of Georgia in: American Meteorological Society, 2010, DOI:10.1175/2010BAMS2912.1). Die Ergebnisse seines Teams sind alarmierend: schon nach kürzester Zeit sind die Temperaturen im Sommer so angestiegen, dass Lebensgefahr droht.

Die Forscher stellten für ihre Versuche einen grauen Honda Civic mit grauen Sitzbezügen in die pralle Sonne. Bei Außentemperaturen von 35 Grad, wie wir sie in diesem Sommer auch oft in Deutschland haben, heizt sich ein Wagen innerhalb einer halben Stunde auf 51 Grad auf – nach einer Stunde sind es über 60 Grad – bei dunkleren Autos ist es sogar noch mehr.

Die folgenden Infografik veranschaulicht die Ergebnisse dieses Experiments. Das Team des amerikanischen Forschers hat eine Tabelle erstellt, die die kritischen Zeitlimits deutlich macht. Sie ist als Warnung zu verstehen und kein Maßstab. Denn bei besonders schwüler Wärme oder sehr dunklem Auto können die Temperaturen sogar noch schneller lebensbedrohlich für Kinder werden. Egal, ob das Kind schlummert oder das Brötchenholen nur drei Minuten dauert – die Gefahr darf niemals unterschätzt werden. Kinder niemals im Auto allein lassen – denn das kann lebensgefährlich sein!

Gleichzeitig untersuchte das Team um Dr. Grundstein, wie sich die Temperaturen auf den Körper eines Kindes auswirken. Da kleine Kinder eine relativ geringe Oberfläche im Vergleich zum Körpervolumen haben, können sie Wärme schlechter ausgleichen. Im Auto können sie auch nicht richtig schwitzen, denn im Sitz und durch die Kleidung wird dies verhindert. Im Inneren eines Wagens fehlt auch die Luftbewegung – als Folge erhitzt der Körper drei Mal schneller als bei gleichen Temperaturen an der frischen Luft.

Ab einer Körpertemperatur von über 42 Grad versagt der menschliche Organismus
Bei Hitze erweitern sich die Hautgefäße, so dass mehr Blut zirkuliert. Dadurch wird die überflüssige Hitze in die Außenhaut abgegeben. Schweiß bildet sich auf der Haut, um die Wärme zu verdunsten. Dadurch, das Wasser ausgeschwitzt wird, braucht der Körper dringend Flüssigkeit und auch Sauerstoff, da das Blut sonst zähflüssiger wird. Das Herz muss stärker arbeiten. Ohne bessere Atmung und ohne Wasser kommt es zum Hitzestau und die Körpertemperatur steigt an. Ab einer Körpertemperatur von über 42 Grad versagt der menschliche Organismus. Der Hitzetod tritt ein, weil die Organe nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden und Herz- und Kreislauf versagen.

„Dass es gefährlich ist, Kinder im Auto zu lassen, ist lange bekannt“, erklärt Dr. Grundstein. „Und trotzdem passiert es noch immer, das ist tragisch. Teilweise werden die Kinder einfach im Wagen vergessen. Am in den meisten Fällen haben die Eltern ihr schlafendes Kind nicht wecken wollen und die Gefahr der Hitze im Wagen völlig unterschätzt.“

Wie Sie im Notfall reagieren sollten
Wenn Ihnen ein eingeschlossenes Kind in einem in der Sonne geparkten Fahrzeug auffällt, sollten Sie unbedingt reagieren und sich vergewissern, dass es dem Kind gut geht – beherztes Eingreifen kann in so einer Situation Leben retten. Wenn das Kind nicht reagiert oder Lebensgefahr zu befürchten ist, dürfen Sie im Rahmen der Nothilfe auch die Scheibe einschlagen. Benachrichtigen Sie die Polizei und bitten Sie im Passanten um Hilfe.

Auch ein Fenster, das nur einen schmalen Spalt geöffnet ist, kann eine Überhitzung des Innenraums nicht verhindern – die Luftzirkulation reicht nicht aus, um den Aufheizungseffekt auszugleichen. Wenn die Situation nicht ganz so dringend erscheint, weil das Kind zwar reagiert, aber die Türen und Fenster nicht öffnen kann, benachrichtigen Sie die Polizei oder den Notruf 112.